Feigensorten in Einzelporträts mit App zur Feigensorten-Bestimmung

Einführung

Ficus carica L., die echte Feige, gilt nach Funden in Gilgal bei Jericho als die älteste Kulturpflanze der Menschheit. Samenlose, also vegetativ vermehrte Feigensorten wurden schon vor 11.400 Jahren kultiviert, 1.000 Jahre vor Weizen und 5.000 Jahre vor dem Beginn von Oliven- und Weinbau. Phönizier (siehe San Ġwann) und Griechen (siehe Dottato und Dalmatie) verbreiteten die Feige im gesamten Mittelmeerraum, Römer (siehe Brogiotto Nero) brachten sie erstmals auch in Gegenden nördlich der Alpen (siehe Blanche d’Argenteuil), erneut dann Reisende des Mittelalters (siehe Brunswick). In der Barockzeit betrieben die Gärtner am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. in Versailles gezielte Auslese und begannen, die auch in Mitteleuropa fruchtenden Sorten zu kultivieren und zu beschreiben (siehe Abicou, Dauphine, Dorée, Madeleine des deux Saisons, Negronne und Grise de Saint Jean). Viele Sorten gelangten nach dem zweiten Weltkrieg zu uns. In der Pfalz gedeiht etwa die Pfälzer Fruchtfeige (Brown-Turkey-Typ) schon seit Jahrzehnten.

Pfälzer Fruchtfeige (7 Jahre alt, im Oktober 2022 mit reifen Herbstfeigen)

Weitere Sorten haben sich als winterhart und lecker erwiesen, die von Einwanderern oder Urlaubern aus dem Mittelmeerraum mitgebracht wurden, deren Herkunft aber heute meist vergessen ist. Sie werden hilfsweise nach den Orten benannt, an denen sie zu stattlichen Bäumen herangewachsen sind (siehe Martinsfeige, Hardy Chicago, Desert King) oder nach ihren Besitzern bzw. Findern (Sal´s). Auch im Mittelmeerraum werden immer wieder neue Sorten, die bisher höchstens Einheimischen bekannt waren, “entdeckt” und populär gemacht (siehe Bécane, Néfiach, Sucrette, Ravin de Calce, Valleiry). Von solchen Sorten können etliche ebenfalls in unseren Breiten gedeihen und leckere Feigen hervorbringen; oft fehlen dazu bisher aber Erfahrungswerte. Insgesamt soll es weltweit mehr als 1000 verschiedene Feigensorten geben (Montserrat Pons geht, nach persönlicher Auskunft, sogar von etwa 1400 aus), die in verschiedenen Weltgegenden allerdings oft unterschiedliche Namen tragen (siehe z.B. Brogiotto Nero oder Dottato), weshalb die Zahl existierender Sorten doch geringer sein könnte als angenommen.

In der Gegenwart kommen immer wieder interessante Sorten hinzu, die durch Aussamung oder spontane Mutationen (siehe Little Miss Figgy) oder gezielte Züchtung entstehen. In letzterem Bereich haben sich besonders Ira J. Condit an der University of California (siehe Excel, Tena) und die Louisiana State University (LSU-Sorten, siehe LSU-Gold) hervorgetan. Eine in jüngster Zeit aufgrund ihrer besonderen Blätter rasch populär gewordene Sorte, eine angebliche Neuzüchtung, ist auch Ice Crystal.

Feigenporträts

Auf dieser Website findest du im deutschsprachigen Raum angebaute Feigensorten in detaillierten Porträts, wobei bevorzugt “alte” Sorten aufgewählt wurden. Sie sind in zwei Gruppen geordnet und können über die Suchfunktion oder das Menü (in alphabetischer Anordnung) gefunden werden könnten. Aufgrund der vielen Synonyme bei zahlreichen Sorten empfiehlt sich ggf. die Suche über das Suchfeld. (Die Sorte “Croisic” findet sich auf dieser Internetseite zum Beispiel unter dem in Deutschland häufiger verwendeten Synonym “White Marseille”).

a) Freiland-Feigensorten sind Sorten, die prinzipiell zwischen Alpenraum und Nord- und Ostsee ausreichend winterhart sind (allerdings muss für ein günstiges Kleinklima gesorgt werden, durch einen sehr sonnigen Standort Süd- oder Westlage vor einer wärmenden Mauer. Ein Schutz an besonders eisigen Wintertagen – mindestens in den ersten Jahren – hat sich als nützlich erwiesen) und dabei parthenokarp sind, also ohne die Beteiligung der Feigengallwespe (Blastophaga psenes) essbare Früchte hervorbringen.

b) Kübelfeigen, also Feigensorten, die ebenfalls selbstfruchtend sind, außerdem aber von Natur aus relativ klein bleiben oder sich zumindest problemlos zurückschneiden lassen und deshalb für die Haltung in Kübeln geeignet sind. Kübelhaltung ermöglicht auch die Kultur von im deutschsprachigen Raum nicht winterharten Liebhabersorten.

In manchen Regionen (Saarland, Oberrheintal, Rheinland usw.) gibt es seit einigen Jahren Hinweise auf das Vorkommen der Feigengallwespe. Ob sie dort und andernorts aufgrund des Klimawandels dauerhaft überleben kann ist nicht sicher. Bisher wurden Feigensorten des “Smyrna-Typs”, die auf Bestäubung durch die Wespe angewiesen sind, auf dieser Web-Seite nicht aufgenommen.

Bestimmung einer Feigensorte

Feigensorte.eu bietet ausgefeilte Suchfunktionen. Mit der normalen Suchfunktion (“search”) kannst du alle bisher aufgenommenen Feigensorten auf Stichwörter hin durchsuchen (ZB.: wenn du wissen willst, welche Feigensorten schon in Versailles im 18. Jahrhundert angebaut wurden, gibst du das Stichwort “Versailles” ein. Suchst du nach gestreiften Sorten, kannst du das Stichwort “gestreift” eingeben).

Zur Feigensortenbestimmung hat Volker Sch. für uns Feigenfans ein Programmskript erarbeitet (herzlichen Dank dafür!!!), das es erlaubt, detailliert nach verschiedenen Kriterien zu suchen. Dazu ist der Fragenkatalog “Feigensorten-Bestimmung” bestimmt.

DEINE MITHILFE IST ERWÜNSCHT. Wenn du Fehler entdeckst oder sonst etwas zu verbessern hast, etwas ergänzen kannst, eigene Bilder anbieten kannst, die zur Bestimmung nützlich sein können, oder eine neue (aber zweifelsfrei bestimmte und benamte) Feigensorte für dieses Programm beschreiben möchtest, schicke dein neues Feigenporträt in der Art der anderen Feigenporträts per Mail an den admin@feigensorte.eu

Dein Beitrag wird in jedem Fall bearbeitet, allerdings wird an dieser Seite hauptsächlich im Januar/Februar gearbeitet werden. Im Sommer kann es daher zu einer längeren Bearbeitungszeit kommen, wofür ich schon jetzt um Entschuldigung bitte.

Schreibe einen Kommentar 6

Your email address will not be published. Required fields are marked *


Burkhard Baumann

Burkhard Baumann

Welche Sorte habe ich? Siehe Bild:

Feigenmarc

Feigenmarc

Eine Feigensorte kann nicht nach einem Foto bestimmt werden. Genau deshalb gibt es diese Seite.

Telkom University

Telkom University

What information is available for each fig variety on the website?

Feigenmarc

Feigenmarc

Sorry, I dont understand this question.

Wolfgang Schilling

Wolfgang Schilling

Hallo Feigen Freunde,

Im. Frühjahr 2023 pflanzte ich unsere 10 jährige Feige Kübel pflanze geschützt in den Garten. Das pflanzlich war grosszügig. Mit Trenage und ca 30 cm Rindenmulch obendrauf. Im Winter 23/24 ist sie erfroren. Wuchert allerdings bis heute mächtig aus.
I Winter will ich sie mit reichlich Stroh abdecken. Reicht das denn aus?
Gruß
Wolfgang Schilling

Feigenmarc

Feigenmarc

Hallo Wolfgang, das hängt von der Sorte ab. Es gibt winterharte Sorten und solche, die keinen starken Frost vertragen. In der Regel frieren die meisten Feigensorten bei mitteleuropäischem Winter anfangs häufiger zurück, je älter sie sind, desto weniger und seltener. (Fast) immer treiben sie aus der Wurzel wieder aus, sobald sie etabliert sind. In den ersten beiden Jahren kann eine Erdaufschüttung um die Pflanze helfen. Mulch oder Stroh kann auch von Mäusen im Winter als Schutz genutzt werden, um die Feigen anzunagen. Das kann also nach hintern losgehen. LG vom Feigenmarc