Synonyme: Madonna, Braunschweig, Hannover, Brown Hamburgh, Black Naples, Magnolia, Castle Kennedy, Clémentine, vielleicht auch identisch mit Khurtmani
- Wuchs: langsamer Wuchs, mittlere Größe, Höhe: 2-4m, Breite: 3-5m, aufrechter Wuchs, lockere Krone
- Holz: hell-braun
- Knospen: gelb
- Blätter: oft verschieden geformte Blätter an einem Baum, in der aber Regel 5-lappig, tief eingeschnitten, gesägter Rand
- Früchte: Bifera, groß, saftig, golden, ausgezeichneter Geschmack: +++ (von +++)
- Sommerfeigen (Blütenfeigen/Brebas): wenige, aber sehr früh, VI/VII, 80g-120g, oval bis birnenförmig und asymmetrisch, Sonnenseite: violett-braun, Schattenseite: gelb-grün, Fruchtfleisch braun-rot
- Herbstfeigen: zahlreicher, aber kleiner, 70g, VIII-X, rundlich-abgeplattet, gelb-braun mit rot-braunen Steifen bis violett, kurzer gün-gelber Stiel, um den Stiel herum gelb. Fruchtfleisch: bernsteinfarben bis rot, geleeartig und fast kernlos
- Haut: dick, bei Reife rissig
- Ostiole: bei Reife mittelgroß und offen
- Winterhärte: sehr gut (unter -15°C)
- Witterungsbeständigkeit: Regen in der Reifezeit führt oft zum Platzen der Schale
- Kübelhaltung: unbekannt



Weitere Infos: Heinrich der Löwe (* um 1129/35; † 6. August 1195) soll die Sorte im 12. Jahrhundert nach Norddeutschland, genauer ins damalige Herzogtum Sachsen, gebracht haben. “Brunswick” war der zeitgenössische, niederdeutsche Name seiner Residenzstadt Braunschweig. Es wird oft angenommen, dass Heinrich die Feigensorte von einem seiner Italienfeldzüge mitgebracht haben könnte, jedoch wird die Sorte “Brunswick” heutzutage in Italien nirgendwo kultiviert, was eine Herkunft von dort wenig wahrscheinlich macht. Feigenmarc schlägt daher, unter der Voraussetzung, dass die legendarische Verbindung mit Heinrich auf einen wahren Kern zurückgeht, für den Mutterbaum der “Brunswick” einen wahrscheinlicheren Standort vor: “Brunswick” könnte ein Mitbringsel von Heinrichs Pilgerreise nach Jerusalem gewesen sein, die ihn in einer größeren Gruppe in den Jahren 1172/73 nach Christus auf dem Landweg ins Heilige Land führte. Dabei durchquerte er Ungarn und folgte der Route, die durch das heutige Bulgarien über Konstantinopel nach Jerusalem führte. So kam er auch durch Philippopolis, das heutige Plovdiv. Nach Einschätzung der dort ansässigen Gärtnerei Palmi ist “Brunswick” gegenwärtig nicht nur westlich von Plovdiv stark vertreten, sondern überhaupt nach “Mitschurinska-10” die zweithäufigste Feigensorte Bulgariens und wird dort auch in klimatisch ungünstigen Gebieten angebaut. Die Sorte dürfte dort also schon seit langer Zeit (womöglich bereits im Mittelalter?), kultiviert worden sein, weshalb es gut denkbar ist, dass Heinrich der Löwe die später “Brunswick” genannte Sorte hier erstmals gekostet und sie als so wertvoll geachtet hatte, dass er die Sorte (auf dem Rückweg) mit in den Norden brachte. Auch in der Gegenwart gelangt übrigens “Brunswick” noch manchmal direkt aus Bulgarien nach Deutschland: eine bulgarische Nachbarin nahm ihre Lieblingssorte aus ihrem Heimatort Pavlikeni am Nordfuß des Großen Balkangebirges mit ins Weinbaugebiet Saale-Unstrut, wo sie sich längst zu einem stattlichen Baum entwickelt hat.


Archäologische Ausgrabungen am Magdeburger Domplatz beweisen übrigens, dass Feigen im Herzogtum Sachsen um 1200 durchaus schon auf dem Speisezettel standen, wobei über die damals verzehrte(n) Sorte(n) und ob es sich um vor Ort angebaute Früchte oder um importierte Trockenfeigen handelte, keine Auskunft mehr erlangt werden kann. Heinrich der Löwe hatte dem Magdeburger Erzbischof Wichmann während seiner Pilgerfahrt die Regentschaft im Herzogtum übertragen, was bedeutet, dass Braunschweig und Magdeburg seinerzeit in enger Verbindung standen.
Unsere Sorte wurde anfangs noch Madonna genannt. Sie gelangte im 18. Jahrhundert mit George I., dem Kurfürsten von Hannover und angehenden König von England, unter dem Namen Brunswick nach England. 1755 wurde die Sorte erstmals von Duhamel du Monceau beschrieben (siehe Literaturhinweise, S. 236), außerdem 1860 im Raum Hannover-Braunschweig. Gegenwärtig ist sie auch in Texas und im Südosten der USA bis hinauf nach Washington D.C. weit verbreitet, außerdem, wie beschrieben, in England und Bulgarien.
Brunswick kann leicht mit Madeleine des deux Saisons verwechselt werden. Geeignet ist die Feige zum Frischverzehr, aber auch für Konfitüre und Kompott.
Links (meist gut bebildert): Brunswick (Feige) – Wikipedia Brunswick (galgoni.com) Brunswick | Figues du Monde (wordpress.com)